Wie stellen wir uns die Region um den Neusiedler See in der Zukunft vor? Im Hinblick auf zu erwartende klimatischen veränderungen und naturschutz ambitionen, wie etwa den anteil an Schutzgebieten oder Arealen unter Restaurierung zu erhöhen, kann es vielerlei konflikte geben aber auch potentialle geben. Eine systematische anwendung von Entscheidungstheory kann helfen die verschiedenen Anforderungen an die Region zu verknüpfen und aufzuzeigen wo es Möglichkeiten gibt sowohl die regionale Ökonomie als auch den Naturschutz zu verbinden.

Die Identifizierung geeigneter Planungsoptionen für den Naturschutz erfordert oftmals das Navigieren in komplexen Entscheidungsräumen, und die Abwägung von Synergien und Kompromissen. Während etwa die Aufforstung beispielsweise bestimmten waldabhängigen Arten zugutekommt und Vorteile für das Klima und die menschliche Gesundheit bieten kann, kann sie auch den Grundwasserhaushalt beeinträchtigen, ökonomisch kostspielig und andere Lebensräume verdrängen kann, die lokal besser geeignet wären, zum Beispiel aufgrund historischer oder ökologischer Gegebenheiten. Ebenfalls sollten Entscheidungen wie ein Gebiet zu managen ist dahingehend überdacht werden wie sich der global Wandel auf Arten, Habitate und Ökosystemleistungen in der Zukunft auswirken kann. Der Ansatz der systematischen Naturschutzplannung kann bei der Lösung solcher Herausforderungen helfen und Möglichkeiten für verschiedene Maßnahmen, wie etwa das Potential der Wiederherstellung von Habitaten, räumlich explizit aufzeigen.

Im INSPIRE-Projekt zielen wir darauf ab, neue Werkzeuge und Daten im Rahmen der Naturschutzplannung zu entwickeln, Potenziale für verbesserte Managementoptionen in verschiedenen Gefilden (Land, Frischwasser und Meer) aufzuzeigen, sowie auch derzeitige und zukünftige Synergien und Kompromisse unter Rücksicht auf sich verändernde Umweltbedingungen zu verstehen. Innovativerweise wird das Projekt auch verschiedene sozioökonomische Sektoren (wie etwa den Tourismus) und Erfassungen des ökonomischen Wertes von Ökosystemdienstleistungen auf Landschaftsebene mit in die Untersuchung einbeziehen. Das INSPIRE-Projekt ist ein multinationales Projekt mit drei Europäischen Fallstudien, von denen jede mindestens zwei verschiedene Gefilde abdeckt und die auch jeweils vor erheblichen Herausforderungen in Bezug auf menschlichen Ressourcenbedarf und den Klimawandel stehen.

In einer österreichischen Fallstudie werden wir unterschiedliche Managementoptionen für das Einzugsgebiet des Neusiedler Sees und des Seewinkels räumlich-explizit bis 2050 identifizieren. Der See und sein Umland sind in vielerlei Hinsicht wichtig für die Nature, aber auch für den Menschen, insbesondere im Hinblick auf Tourismus und Erholungswert, Landwirtschaft und Wasserversorgung. Der Neusiedler See gehört auch zu den größten Süßwasserseen Europas und insbesondere die vom verschwinden stehenden Salz Lacken in der Seewinkel Region stellen einen wichtigen Lebensraum für viele seltene Zugvogelarten dar. Gemeinsam mit Interessenvertretern aus der Region werden wir eine Reihe möglicher Managementszenarien bis 2050 entwerfen, die mit der Österreichischen Biodiversitätsstrategie in Einklang stehen und zum besseren Schutz von Arten und Habitaten beitragen. Das Ergebnis dieser Untersuchungen wird eine Reihe von räumlichen Priorisierungskarten sein, welche explicit hervorheben wo Potenziale für verbesserten Schutz oder der Wiederherstellung von Ökosystemen bis 2050 bestehen.